
Kilimanjaro Trekking Tour über die Lemosho Route
14/08/2018Ein Berg der Superlative
Afrikas höchster Berg und zugleich der höchste freistehende Gipfel der Welt, das ist der 5895 Meter hohe Kilimanjaro. Im Juni 2016 ging für uns ein lang gehegter Traum in Erfüllung, denn wir hatten das Glück, die Krone Tansanias bei besten Bedingungen über die Lemosho-Route besteigen zu dürfen.

Bald geht´s los! Am Lemosho Gate sind alle Etappen inkl. der Camps und Wegzeiten aufgeführt.
Schaffen wir das? Die Voraussetzungen
Anders als bei den meisten anderen Seven Summits braucht man für den Kilimanjaro kein technisches Können, es reicht, wenn man in der Lage ist, rund eine Woche lang zwischen 4 und 8 Stunden täglich zu gehen. Und das nicht etwa rasant schnell, sondern “polepole”, also langsam und gemächlich, wie die Einheimischen auf Kiswahili sagen. Man braucht weder Kletterausrüstung noch einen extrem starken Rücken, um das ganze Gepäck für eine Woche zu tragen, denn es ist Pflicht, für die Besteigung des Kilimanjaro einen Guide inklusive Träger zu engagieren. Viele Menschen aus der Region, in erster Linie vom Stamm der Chagga, haben sich auf die harte Arbeit als Träger bzw. Bergführer spezialisiert und sind auf den Lohn und die Trinkgelder der Bergsteiger angewiesen. So trägt jeder Wanderer nur sein Tagesgepäck, Zelt und Schlafsack befördern die Porter nach oben.
Obwohl der Kilimanjaro als einer der leichten Seven Summits gilt, ist der Berg nicht zu unterschätzen! Besonders die dünne Luft in der Höhe über 5000 Meter und die lange Gipfeletappe am Ende haben den Traum, auf dem Dach Afrikas zu stehen, schon für viele Bergsteiger zerstört. Respekt vor dem Berg ist also auf jeden Fall angesagt.
Wo, wann und wie? Die Vorbereitung
Bei der Recherche für die Tour entschieden wir uns für den Weg über die Lemosho-Route. Diese ist mit 7-10 Tagen Gehzeit zwar eine der längeren Wege, aber dafür führt sie durch unterschiedlichste Landschaften und ist nicht so überlaufen wie die so genannte “Coca-Cola-Route” (offiziell Marangu-Route), wie der beliebteste Weg auf den Gipfel genannt wird. Ein weiterer Vorteil der Lemosho ist, dass man dank der längeren Gehzeit gut akklimatisiert ist. Insgesamt existieren 6 verschiedene Routen auf den Kilimanjaro, am besten informiert man sich über die für einen am besten geeignete direkt beim Anbieter. Wir entschieden uns dafür, einen einheimischen Veranstalter zu nehmen, damit das Geld auch im Land bleibt, und waren extrem zufrieden mit unseren Guides von Bless Africa Tours.
Der Startpunkt für die Besteigung ist Moshi, wo es auch einen Flughafen gibt. Wir reisten allerdings zum Flughafen Arusha an, da der Flug dorthin günstiger war. Nach Moshi sind das rund 3 Stunden bzw. gute 100 km Fahrt und wir wurden direkt vom Bergführer vom Flughafen zur Unterkunft gebracht.
Bleibt noch die Frage nach der besten Zeit für die Besteigung. Zwischen Januar und Anfang März herrschen am Berg die wärmsten Temperaturen (ca. 25°C im Tal). Juni und Juli sind hingegen die kälteren Monate, hier liegen die Temperaturen am Fuße des Berges bei 21°C. Von März bis Mai gibt es die meisten Niederschläge, daher entschieden wir uns für den Juni, da die Wahrscheinlichkeit für Dauerregen schon geringer, aber die Anzahl der Bergsteiger noch überschaubar ist. Prinzipiell kann man den Kilimanjaro ganzjährig besteigen, am beliebtesten sind Januar, Februar und September.

Aufbruchsstimmung: Kurz vor dem Start wiegen die Träger das Gepäck, damit das vorgeschriebene Höchstgewicht nicht überschritten wird.
Tag 1: Vom Lemosho Gate zum Mt. Mkubwa (“Big Tree”) Camp (7 km, 4 Std.)*
Vor der ersten Etappe ist die Aufregung groß! Wie anstrengend wird es sein? Passt die mitgebrachte Kleidung und Ausrüstung und wie verstehen wir uns mit der Crew aus Tansania? Unsere Gruppe besteht aus fünf Bergsteigern, drei Deutsche, eine Schweizerin sowie ein Portugiese. Wir vier Alpenbewohner sind bergerfahren, trotzdem ist der Kilimanjaro unser aller höchster Berg. Die Erfahrung unseres portugiesischen Kollegen beschränkt sich dagegen auf den Jakobsweg, aber das muss ja nichts heißen!

Die erste Etappe führt durch einen wunderschönen Urwald …

…, sogar Affen sind auf dem Weg zu sehen! (Dieses Exemplar nennt sich White Colobus Monkey)
Etwaige Sorgen sind unbegründet, wir wandern gemütlich (“polepole”) auf einem gut gepflegten Weg durch einen wunderschönen Urwald mit riesengroßen Bäumen. Diese Vegetationszone nennt sich Mountain Forest und wir haben sogar das Glück, einige Affen sehen zu dürfen. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon bald sind wir vor der angegebenen Zeit im Camp angekommen, wo die Träger schon unsere Zelte aufgebaut haben und das Abendessen von unserem Koch vorbereitet wird. Die Tansanier meinen es sehr gut mit uns, was die Essensportionen angeht und legen uns nahe, so viel wie nur möglich zu verzehren, damit wir bei Kräften bleiben. Uns wird schnell klar, abnehmen wird während dieser Tour sicherlich niemand! Auch das Trinken ist während der Tour sehr wichtig, damit die Akklimatisation gelingt. Unsere Guides, mit denen wir uns gut verstehen und die uns viel über Land und Leute sowie die Natur erzählen, ermahnen uns immer wieder: “Don´t forget to drink guys, water for life!”.

Schlemmen im Küchenzelt
Tag 2: Zum Shira I Camp (7 km, 5 Std.)
Nach einer geruhsamen Nacht mit Dschungelgeräuschen rund um uns brechen wir am zweiten Tag gestärkt von einem reichlichen Frühstück zum Shira I Camp auf, das auf rund 3500 Metern Höhe liegt. Die Landschaft wird nun schon etwas karger, große Bäume sind ab jetzt keine mehr zu sehen. Diese Vegetationszone nennt sich Moorland und ist geprägt von niedrig wachsendem Gebüsch. Aber auch kleine bunte Blüten sind immer wieder zu sehen. Auf dieser Etappe sehen wir zum ersten Mal den Gipfel des Kilimanjaro, der noch ewig weit weg zu sein scheint! Der letzte verbliebene Rest des Gletschers glänzt in der Sonne und wir fragen uns, wie es dort oben wohl sein wird.

Der erste Blick auf den Gipfel. Sind wir bald da?

Farbenfrohe Blüten auf über 3000 Meter Höhe

Unser 2. Übernachtungsplatz ist das Shira I Camp.
Der Weg am Tag 2 ist wieder ordentlich gepflegt und wir gehen weiterhin langsam, um uns gut zu akklimatisieren. Das Wetter ist schön und warm (T-Shirt-Wetter) und wir werden sehr gut betreut. Unser Guides fragen uns ständig, wie es uns geht und kümmern sich darum, dass wir trinken und essen. Auch wenn das vielleicht etwas übertrieben ist, kann man die Sorge der Bergführer verstehen, denn auf dem Weg sind viele blutige Anfänger unterwegs, die noch nie eine längere Wanderung unternommen haben. Es geschieht daher immer wieder, dass sich Wanderer übernehmen und die Träger diese auf dem Rücken wieder nach unten tragen müssen, denn so etwas wie eine Seilbahn oder andere Gefährte gibt es hier am Berg nicht.
Folklore am Berg
Nach der Ankunft im Shira I Camp führen die Guides und Träger für uns eine richtige Show auf! Es wird gesungen und getanzt und auch die anfangs noch etwas steifen Europäer müssen mitmachen. Anschließend gibt es eine Vorstellungsrunde, damit wir alle Mitglieder unseres Teams, und das sind tatsächlich 21 Leute (3 Guides, 2 Köche, Rest Träger), mit Namen kennen. Alle sind freundlich und wir fühlen uns sehr gut aufgehoben, auch wenn es noch ein paar Tage dauern wird, bis wir alle Gesichter und Namen kennen.
Nach Sonnenuntergang nehmen wir uns die Zeit, Bilder vom atemberaubenden Sternenhimmel zu machen. Es ist unvorstellbar, wie viele Sterne hier zu sehen sind. Der nächste Ort ist ewig weit entfernt und es gibt kaum künstliche Lichtquellen. In der Nacht schlafen wir schon etwas unruhiger, vielleicht schon ein Anzeichen für die Höhe?

Hier gibt es keine Lichtverschmutzung. Am Shira I Camp ist es sternenklar.
Tag 3: Zum Shira II Camp (10 km, 4 Std.) und Akklimatisierung auf 4200 Meter
Am Tag 3 laufen wir den Gipfel immer im Blick zum Shira II Camp. Nach rund 4 Stunden sind wir da und nach einem leckeren Mittagessen brechen wir zu einer Akklimatisierungstour auf 4200 Meter auf. Noch immer wachsen am Rand der steinigen Wege Blumen und das in dieser Höhe! In den Alpen stünden wir schon in tiefem Schnee, aber der Kilimanjaro ist schließlich ein schlafender Vulkan.

Es gibt nur wenig Wasser am Berg, dieser Fluss ist eine von zwei Wasserstellen, an denen wir vorbei kommen.

Beeindruckend, was auf über 4000 Metern wächst.
Tag 4: Zum Lava Tower und weiter zum Barranco Camp (10 km, 6 Std.)
Wieder gibt es Frühstück und damit das Wetter weiterhin schön bleibt, geben wir alles, um aufzuessen. Danach brechen wir auf in Richtung Lava Tower, ein beeindruckendes Felsmassiv auf 4600 Metern Höhe. Dort gibt es Lunch und anschließend wandern wir wieder bergab zum Barranco Camp. Das Wetter ist noch immer super und wir sind begeistert von dem schön gelegenen Campingplatz. Aufgrund der warmen Temperaturen (und evtl. auch der Höhe) verspüren wir leichte Kopfschmerzen und sind froh, uns im Camp etwas ausruhen zu können. Wir befinden uns mittlerweile in der Vegetationszone Alpine Desert. Das heißt, unsere Umgebung besteht größtenteils aus Lavagestein. Am Wegesrand finden wir Obsidian, ein extrem scharfes, tiefschwarzes vulkanisches Gesteinsglas.

Rechts im Bild: Der Lava Tower, Ziel unserer Akklimatisationstour (4600 m).

Tiersichtung am Lava Tower. Unser Guide nennt sie Adidas-Maus.

Diese für den Kilimanjaro typische Pflanze nennt sich “Dendrosenecio Kilimanjari”.

Hinter dem Barranco Camp türmt sich die Baranco Wall auf, durch die wir am Tag 5 der Tour steigen.

Ausblick vom Barranco Camp auf knapp 4000 Meter. Von hier aus sieht man nur noch Wolken.
Tag 5: Zum Barafu (Base) Camp (9 km, 8 Std.)
Die 5. Etappe beginnt mit dem meiner Meinung nach schönsten Wegabschnitt, dem Durchsteigen der Barranco Wall, die sich hinter dem Campingplatz auftürmt. Der Weg durch den Fels ist leicht zu finden und man muss gelegentlich die Hände zum Stabilisieren benutzen. Kein Problem, wenn man Klettern in den Alpen gewöhnt ist und mal eine Abwechslung zum normalen Gehen. Ein früher Aufbruch ist sinnvoll, da sich an diesem Abschnitt schnell Schlangen bilden, denn es sind viele Berganfänger unterwegs, für die die Wall eine Herausforderung darstellt.
An diesem Tag haben wir eine relativ lange Etappe vor uns, denn wir lassen ein Camp aus und gehen direkt zum Base Camp (Barafu Camp) auf 4600 Meter. Trotz Ermahnen durch unsere Guides, schön langsam zu gehen, sind wir eher flott unterwegs. Vielleicht weil wir den morgigen Gipfeltag nicht erwarten können? Wir erreichen das Base Camp daher noch vor den Trägern, hätten uns also leicht etwas mehr Zeit lassen können.

Der Weg durch die Barranco Wall.

Das Base Camp auf 4600 Metern Höhe. Rechts im Bild: die wohl am höchsten gelegene Toilette mit der besten Aussicht, auf der wir je waren.
Im Base Camp merkt man die Höhe, es ist windig und abends wird es kühl. Außerdem haben wir wegen der morgigen Gipfeletappe und der dünnen Höhenluft wenig Appetit. Die Guides messen die Sauerstoffsättigung in unserem Blut, die schon etwas nieriger als normal ist. Trotzdem alles im grünen Bereich, wir können alle morgen starten. Und mit morgen meine ich, wir müssen um 19 Uhr ins Bett, da wir um 23 (!) Uhr schon wieder zum Frühstück geweckt werden. Um 24 Uhr soll es losgehen, damit wir bei Sonnenaufgang den Gipfel erreichen. Geht man später los, wird es einfach zu anstrengend und zu heiß in der Höhe.
Tag 6: Auf den Gipfel des Kilimanjaro, den Uhuru Peak (5 km, 7 Std.)
Wie wir geschlafen haben, fragt uns der Guide um 23 Uhr nachts. Man könnte sagen, gar nicht, entsprechend gerädert fühlen wir uns. Außerdem sind wir alle aufgeregt, was uns heute erwartet. Die ganze Tour findet schließlich bei Dunkelheit und mit Stirnlampen statt. Heute sehen es alle ein, mit dem Kilimanjaro ist nicht zu spaßen, es handelt sich um einen ernsthaften Berg. 1400 Höhenmeter Aufstieg im Dunkeln stehen uns bevor, Schritt für Schritt dem höchsten Punkt Afrikas entgegen. Der Weg ist sehr steinig und nicht wenig steil. Außerdem macht sich die Höhe bemerkbar. Nach einiger Zeit geht man fast wie in Trance, der portugiesische Kollege vor mir scheint zu wanken und fast zu stolpern, so dass ich ihn vorsichtshalber überhole. Unser Guide motiviert uns regelmäßig mit aufmunternden Sprüchen und singt leise vor sich hin. Wie viele Stunden (oder Minuten?) sind seit dem Aufbruch vom Camp vergangen? Ich habe keinerlei Zeitgefühl mehr und mein Gehirn denkt nur noch “rechts, links, rechts, links, Schritt für Schritt” …
So fällt mir während des Gehens gar nicht auf, dass wir schon nach rund einer Stunde einen Kollegen weniger in unserem Team haben. Leider musste dieser wegen starken Kopfschmerzen, vermutlich Höhenkrankheit, mit einem der Guides umkehren.
Schnee in Afrika?
Haben wir die ganzen Tage unsere Daunen- bzw. Primaloftjacken nicht gebraucht, so sind wir heute froh, sie dabei zu haben. In der Höhe und mitten in der Nacht ist es eisig kalt. Etwas wärmere Schuhe wären auch nicht schlecht gewesen, meine Zehen spüre ich kaum noch.
Man wird ja etwas verrückt in der Höhe und so drehen sich meine Gedanken ständig im Kreis. Was, wenn mir die Zehen abfrieren? Oder die Nase, die fühlt sich auch eisig kalt an, dann käme ich heim aus Tansania mit abgefrorener Nase, wie sieht das denn aus?
Auch wenn sich die Stunden ziehen und die ein oder andere Motivation zum Weitergehen notwenig ist, kommen wir tatsächlich genau bei Sonnenaufgang am Gipfel an. Uns fallen beinahe die Augen aus dem Kopf, so wunderschön ist der Ausblick! Der Gletscher, sah er von unten noch so klein und unscheinbar aus, ist groß wie ein Hochhaus und um uns herum breitet sich ein Wolkenmeer aus. Wir sind überglücklich, denn wir haben es geschafft, wir stehen auf dem Uhuru Peak, auf 5895 Metern Höhe.

Endlich geschafft! Wir stehen auf dem Dach Afrikas.

Abstieg entlang des Gletschers und das Wolkenmeer im Blick.
Nach dem obligatorischen Gipfelfoto machen wir uns schnell auf den Rückweg, es ist noch immer kalt und wir freuen uns auf etwas zu Trinken, das nicht eingefroren ist, wie es leider mit meinem Trinksystem passierte. Nächstes Mal soll ich mir ein isoliertes System zulegen.
1400 Höhenmeter im Abstieg sind nicht ohne, um 9 Uhr im Camp angekommen, legen wir uns nach einer Trinkpause erstmal hin. Wir müssen später noch weiter ins Mawensi Camp auf 3000 Meter, also nochmal über 1000 Höhenmeter absteigen, das geht in die Knie und an die Substanz.
Tag 7: Abstieg und Abschied
Nach einem letzten Gruppenfoto und dem obligatorischen Verteilen der Trinkgelder brechen wir wieder Richtung Lemosho Gate auf. Zum Abschied wird nochmal gesungen und getanzt. Wir werden fast ein wenig wehmütig, unsere Crew ist uns in der Woche richtig ans Herz gewachsen. Wir haben so viel gesehen und erlebt, sind mit wahnsinnig netten Menschen ins Gespräch gekommen und haben sehr viel über ein uns bis dahin fremdes Land erfahren.
Im Hotel erhalten wir von den Guides noch eine Urkunde und genießen die wohl lohnendste Dusche unseres Lebens!

Unser Team von Bless Africa Tours
* Die Zeit- und Kilometerangaben beziehen sich auf die offiziellen Wegweiser am Kilimanjaro, nicht auf unsere persönliche Gehzeit.