
Klettern in Mexiko – Kaktus, Tequila, Sombreros
04/07/2019Kaktus, Tequila, VW Käfer und Sombreros: Das waren die ersten Begriffe, die mir vor unserer Mexikoreise in den Sinn gekommen sind. Mittlerweile würde ich wahrscheinlich andere Begriffe nennen; sehr viele Begriffe, sehr viele faszinierende Begriffe, erzeugt durch Eindrücke die ich so nicht erwartet hätte und die derartig divers waren, dass man Bücher damit füllen könnte. Der Kaktus aber blieb fast täglicher Begleiter bei unserer Reise zum Klettern und Tauchen in Mexiko, allerdings etwas anders als zunächst erwartet.

Leistenfinale von Desalmada (7c)
Auswahl der Ziele
Klettern ist unsere Passion. Seit einiger Zeit kam noch das Tauchen dazu. Am besten also beides in Kombination. Da kam es sehr gelegen, dass uns Maria, eine Freundin aus Mexiko, eingeladen hat, ihr Land und ihre Familie zu besuchen und genau das zu machen: Klettern und Tauchen. Bisher wusste ich nichts von diesem Land außer den besagten Begriffen. Nach etwas Recherche wurde mir allerdings klar, dass 3 Wochen wohl nicht mal im Ansatz ausreichen würden, um alles zu sehen, was mein Interesse geweckt hatte. Also selektieren: 2 Wochen Klettern, 1 Woche Tauchen und dazwischen noch etwas Kultur und Natureindrücke sammeln: So der Plan.
Schnell hatte ich Kontakt mit einem der Spitzenkletterer Mexikos, Bruno Garcia, aufgebaut. Fazit: Mexiko hat Unmengen an Fels in unterschiedlichster Ausführung, für unterschiedlichste Disziplinen. Fürs reine Sportklettern kristallisierten sich die Gebiete El Chonta, Jilotepec und El Salto für uns heraus. Die gigantische Grotte El Chonta ca. 2 Stunden südlich von Mexico City mit großen Tufastrukturen käme natürlich unseren Vorlieben entgegen. Allerdings steigt ab März dort nicht nur merklich die Hitze, sondern auch die Moskitozahl. Die Bilder von El Salto mit seinen tief eingegrabenen Schluchten und steilen Felswänden machen Lust, sofort dorthin aufzubrechen. Die räumliche Entfernung zu unseren Gastgebern in Mexiko City lies aber auch dieses Ziel ausscheiden. Jilotepec und einzelne kleine Gebiete rundherum schienen aber optimal für uns: räumlich, zeitlich, klimatisch und vom Kletterstil an sich.

Der Kaktus – Alltag in Mexiko
Holpriger Start mit positivem Effekt
Die Vorfreude ist groß und die Gedanken kreisen schon ums Klettern in Jilotepec als der Flieger nach insgesamt 13 Stunden Flug auf der Landebahn aufsetzt. Leider macht uns der Anblick des Gepäckbandes einen Strich durch unsere Planung. Dieses ist nämlich bis auf einzelne Koffer leer. 2 Tonnen Gepäck sind in München geblieben. Also heißt es Alternativprogramm bis das Gepäck ankommt. Kultur und Natur geht auch ohne Gepäck. Die Pyramiden von Teotihuacan beeindrucken mit ihrer Größe und Aussicht. Beim Aufstieg zum „Gipfel“ bleibt einem auf 2500 Meter über dem Meer etwas die Luft weg. Getoppt wird dieses Gefühl nur am nächsten Tag, als wir zum Kraterrand des Vulkans Nevado de Toluca aufsteigen. Auf 4350 Meter ist der Sauerstoffmangel deutlich spürbar, die Aussicht über die Kraterseen aber gigantisch. Leider verwehren uns Zeit und Ausrüstungsmangel die letzten paar hundert Höhenmeter bis zum Gipfel.

Kraterseeen Vulkan Nevado de Toluca
Auch wenn die alpinistische Leistung bis dahin nicht die allergrößte war, toppt dieser Berg höhenmäßig meine damit bisher bestiegenen 4000er im Wallis. Zwischen diesen beiden „Höhepunkten“ erleben wir noch den Höhepunkt an Großstadtausmaßen. Mexico City ist unglaublich groß, mit unglaublich viel Verkehr, auf unglaublich großen Straßen, verteilt auf mehrere Stockwerke. Die Navigation durch diese Stadt lässt jeden europäischen Stau wie ein Kinderspiel aussehen. Verkehrsregeln gibt es keine, zumindest setzen sich trotz Anwesenheit der Polizei höchstens die „Speedbumps“ durch. Ampeln und Polizeifahrzeuge sind nur blinkende Dekoration.
Auf nach Jilotepec
Nachdem wir unser Gepäck endlich in den Händen halten, und uns durch den Großstadtdschungel auf die richtige Seite der Stadt kämpfen, geht es auf der Autobahn nach Nordosten nach Jilotepec de Andreas Molina Enriquez. Die Kleinstadt zeigt uns ein ganz anderes Bild als Mexiko City. Hier geht es etwas gemütlicher zu und die Vorurteile von Kakteen und VW Käfern werden definitiv gerecht. Irgendwie finden wir über massenhaft Schlaglöchern mit etwas Straße dazwischen zu unserem Quartier unterhalb des Parks „Penas de Dexcani Alto“, wo sich die Felsen befinden. Dem Parkwächter umgerechnet 2 Euro für den Eintritt in die Hand gedrückt und die letzten Meter bis zum Parkplatz gefahren. Der Zustieg gestaltet sich fränkischen Ausmaßes: Nach spätestens 2 Minuten steht man am Fels.
Klettern in Jilotepec
Die Felsen erstrecken sich in einer Art Kessel über mehrere Wände und hohe Felstürme. Das Konglomerat aus Basalt zeigt stark strukturierte Formationen. Eckige, kantige und raue Steine ragen mehr oder weniger weit aus der Wand. Die Wände sind meist senkrecht oder leicht überhängend. Nur am „Ei“, dem riesigen Monolith in der Mitte des Gebiets, an dem sich unter anderem die ganz schwierigen Routen befinden, wird es etwas steiler. Es ist unter der Woche und wir sind praktisch alleine im Gebiet. Das Topo ist eher grob strukturiert, was die Routenfindung etwas erschwert. Manchmal heißt es dann Schwierigkeitsgrad erraten, aber am Ende finden wir die Routen, die wir klettern wollen. Gleich in der ersten Route nehmen wir die unglaublich gute Reibung des Felsens war. An den ganzen hervorstehenden Käntchen der Steine hat man perfekten Grip. Das Vertrauen in die zahlreichen Aufleger muss sich erst aufbauen, kommt aber schnell. Noch besseren Grip finden wir in der Nachbarroute, bevorzugen aber „den Griff“ lieber nicht zu nehmen: ein Kaktus, stachlig und rund.

Aufpassen! Kaktus in “Serpientes I Escaleras” (6b)
Wie wir später herausfinden, ist dieses Bild nicht selten, meist aber nur direkt über den Umlenkern der Routen. Was wir aber ziemlich schnell herausfinden, ist, dass die Fingerkraft in diesem Gebiet gefordert und gefördert wird. Außerdem, dass in den Ausdauerrouten die Höhenluft auf 2700 Metern deutlich spürbar ist. Man wünscht sich häufig einfach mehr Sauerstoff. Gutes Training also.

Crux von “Mas si osare un extrano enemigo” (8a+)
Ein Großteil der Routen bewegt sich zwischen 5c und 7a. Danach kommt deutlich weniger und man darf nicht zu wählerisch sein, macht aber nichts, weil fast alle Routen einfach richtig gut sind. Nach einigen 7cs, 8as und 8a+ kommt dann ab 8b+ wieder eine größere Auswahl an Routen. Bedeutet für uns dass wir täglich 5-6 Aufwärmrouten bis 7a genießen und einfach ordentlich Meter machen. Nach intensivem „Aufwärmen“ holen wir uns dann nach und nach alle guten Routen in den mittleren Graden bis 8a+, bei denen die Haken nicht komplett durchgerosteten sind. Highlight war bestimmt die Route “Mas si osare un extrano enemigo” (8a+) im zentralen Wandteil vom Ei. Hier sieht die Struktur etwas anders aus: Weniger herausstehende Steine, deutlich kompaktere Wand und große Huecos mit flachen Auflegern. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass hier manchmal mit künstlichen Griffen nachgeholfen wurde. Uns stört das in diesem Fall aber nicht, da die Kletterei an dieser riesigen Wand einfach genial ist. Ein steiler Einstieg mit bizepsbetonten Bewegungen, athletische und dynamische Züge im stark überhängenden ersten Drittel, bis zur kleingriffigen Schlüsselstelle auf 20 Meter. Bis hierher hat man schon ordentlichen Pump in den Armen. Danach geht es immer flacher werdend über diverse kleine Schlüsselstellen an immer kleiner werdenden Griffen weiter. Die Headwall zeigt dann wieder die typischen Konglomeratstrukturen und wir müssen uns konzentrieren, um im Leistendschungel nicht den Überblick zu verlieren. Schwer bleibt es bis ganz oben, aber ich genieße jeden einzelnen Zug bis ich nach 45 Metern den Umlenker einhänge. Kein Meter verschenkt.
Die umliegenden 7cs fallen meist etwas kürzer aus. Von diffizilen senkrechten Leistenklettereien, über athletische, etwas steilere Boulder bis hin zu Ausdauerrouten an Auflegern ist alles dabei. Highlights sind mit Sicherheit “El Nahual”, “Desalmada” und “Endor”.

Desalmada (7c)
Stärkung mit Sprachbarriere
Um die Klettertage ausklingen zu lassen, fahren wir mit dem Auto zurück in die Ortschaft Jilotepec und suchen uns eines der kleinen Taco Restaurants aus. Ke Taco wird unser Favorit und wir sind jeden zweiten Tag dort. Unser Spanisch beschränkt sich auf wenige Worte, immerhin mehr als die englischen Worte der Einheimischen. Die Speisekarte ist also nur eine Aneinanderreihung an uns nichts sagenden, aber interessant klingenden Köstlichkeiten. Wir haben keine Ahnung was uns erwartet und beginnen mit der Bestellung, indem wir quer über die Speisekarte deuten. Die Gegenfrage, wieviel wir jeweils davon wollen, interpretieren wir so, dass es üblich sei, mehrere Portionen je Gericht zu bestellen. Die Preise lassen ähnliches vermuten. Also nehmen wir jeweils 2-3 bei 6 bestellten Gerichten. Während wir warten, sehen wir, dass durchaus mal 2-3 Portionen gegessen werden, allerdings von nur 1-2 Gerichten. Nur wenige Minuten später versucht die Bedienung alle Teller irgendwie auf dem Tisch zu platzieren. Es geht definitiv der Platz aus und man hätte wahrscheinlich 2 mexikanische Familien satt bekommen.

Hoch in der Headwall von “Mas si osare un extrano enemigo” am Ei
Wir sind mit unserer blinden Auswahl zufrieden: Quesadillas, mit Käse und scharfer Tomatensoße und Fleisch gefüllte Tortillas in allen Ausprägungen, mit Zwiebeln, Ananas und Avocado und etwas undefinierbarem Grünen. Leicht säuerlich im Geschmack mit der Konsistenz einer gegarten festen Zucchini: Kaktus. Diesmal nicht stachlig und rund, sondern flach und rasiert. Fast in jedem Gericht finden wir den ehemals stachligen Freund. Ab sofort steht Kaktus fast auf dem täglichen Speiseplan. Irgendwie schaffen wir es die unzähligen Teller zu leeren, ohne uns zu überfüllt zu fühlen und zahlen am Ende umgerechnet 8 Euro.
Ebenfalls auf dem täglichen Speiseplan stehen Mangos, die viel geschmacksintensiver sind als daheim. Wir verzehren täglich ca. 10 der süßen Früchte. Entlang der Straßen wird Obst in Mengen von Händlern angeboten. Immer mit im Sortiment: Kaktus.
Zurück am Fels
Der Blick schweift immer wieder zurück zur Hauptwand des „Ei“s. Auch wenn die Zeit zu knapp ist, um die richtig schweren Routen zu schaffen, gönne ich es mir doch, die Nachbarroute “Azoe” (8b) auszuchecken. Es ist Wochenende und die Locals rufen mir von unten die Lösung zu. Immer wieder sitze ich verzweifelt im Seil und inspiziere den grifflosen Wandabschnitt zum nächsten Haken. Die Anweisungen der Locals klingen aber jedes Mal gleich: Hier musst du springen, hier musst du sehr weit dynamisch hochfeuern, springen, weiter springen, immer springen. Die Hakenabstände dazwischen fördern die Motivation, den Zielgriff festzuhalten. Jede anfangs unmöglich aussehende Stelle gelingt dann tatsächlich, dynamisch und springend…. Genial, wenn da nicht ein Problem wäre: Es gibt so gut wie keine Schüttelpositionen. Ich entscheide mich also lieber noch dazu, eine andere Route zu versuchen.
Die Empfehlung der Locals ist die 8b+ ein paar Meter weiter links. Hier könne man auch mal schütteln und es gäbe weniger Sprünge. Also steige ich in die “Beell Tuunich”. Jetzt fallen die Griffe etwas kleiner aus und die Bewegungen sind noch abgefahrener als in der Sprungtour. Das Highlight ist gleich im unteren Drittel: Aus einem Untergriff und einem Überkopf-Toehook an einen Aufleger kreuzen und aus dieser Position diagonal in das große Loch springen. Dann ein Leistenboulder nach dem anderen, die Züge ziemlich am Limit. Die versprochenen Rastpunkte fallen eher etwas mäßiger aus: Würden mir die Locals nicht erklären, dass ich jetzt an den Leisten schütteln muss, hätte ich die Rastposition nicht erkannt. Mir wird schnell bewusst, dass die 45 Meter Tour zu hart für die verbleibenden Tage ist. Dennoch verbringe ich 3 Tage in der Route weil die Bewegungen einfach zu gut sind, um sie nicht zu machen. Mit jedem Versuch werden die Bewegungen solider und ich kann größerer Sequenzen aneinander hängen. Am Ende kann ich die 45 Meter Route in 4 Teilen klettern. Schade, dass die Zeit zu kurz ist, um sie komplett zu durchsteigen.

El Nahual (7c)
Im Klettergebiet ist es vergleichsweise angenehm kühl, sodass wir den ursprünglichen Plan, noch die Actopan Cave zu besuchen, verwerfen. Der Spot befindet sich knapp 1,5 Autostunden weg und ist klimatisch eher unangenehm. Wüste, pralle Sonne und Kakteen. Dann essen wir sie lieber. Also holen wir uns noch die letzten ungekletterten Routen in Jilotepec und sind damit zum letzten Tag in Jilotepec „fertig“. Nur die harten Routen am „Ei“ würden wir gerne mitnehmen.
Ruhetage
Die meisten Klettertage enden nicht, weil wir keine Kraft mehr haben, sondern weil uns die Finger schmerzen. Der Basalt ist so rau und scharfkantig, dass die Haut meist sehr schnell dünn und rosa wird. Ohne Climbon bräuchten wir wahrscheinlich deutlich mehr Ruhetage. Diese sollen mit dem Besuch von Kultur und Natur gefüllt werden. Wenn man ehrlich ist, hat Mexiko so viel Beeindruckendes zu bieten, dass das Klettern fast in den Hintergrund rücken könnte. Naturschauspiele und Kulturstätten, die ihres gleichen suchen. Wir entscheiden uns für die Grutas de Tolantongo und die Giganten von Tula.
Paradies in der Oase

Grutas de Tolantongo
Eine 3-stündige und 130 Kilometer lange Fahrt führt uns in den Nachbar-Bundesstaat Hidalgo zu den Grutas de Tolantongo. Auf dem Weg sehen wir die Ausmaße mexikanischer Fahrzeugpflege. Jedes dritte bis vierte Auto ist ein alter VW-Käfer oder Golf, meist in erbärmlichem Zustand, aber mit breiten Reifen. Die Straßen mit Schlaglöchern und Speedbumps tun ihr übriges. Kakteen und Wüste außenrum. Jetzt fehlt nur noch der Tequila. Die letzten Kilometer zu den Grutas führen uns mitten durch die Plantagen voller Agaven, aus denen der Tequila gebrannt wird.

Eines der häufigsten Fortbewegungsmittel, VW Käfer
Die Grutas befinden sich in einem tief eingeschnittenen Tal, trocken mit den üblichen Kakteen in beeindruckendem Ausmaß. Vom Parkplatz des Parks gehen wir zum Talende. Hier entspringt über einem Wasserfall und der darunter liegenden Grotte azurblaues Thermalwasser. Rein optisch schon ein gewaltiges Schauspiel. Die Wasserfarbe erinnert an frisch geschmolzenes Gletscherwasser, also erwarten wir eine kalte Dusche als wir durch den Wasserfall in die Grotten laufen. Wir werden aber mit 30°C warmem Wasser und einem riesigen Pool in der Höhle überrascht. Wasserfälle aus den Decken mit sagenhaften Sinterstrukturen begeistern uns. Kein Thermalbad könnte das so schön nachbauen. Weiter talabwärts bilden ähnliche Thermalquellen natürliche Pools mit Aussicht über das ganze Tal.
Während das warme Wasser langsam über die Poolkanten fließt, bilden sich darunter tolle Sinterstrukturen den steilen Abhang hinunter. Auch wenn der Naturpark sehr touristisch ausgebaut ist, lohnt sich der Besuch definitiv. Unter der Woche haben wir die Pools sogar teilweise für uns alleine.
Kulturprogramm

Maja Pyramide von Uxmal
Da wir die Pyramiden von Teotihuacan schon besucht haben, steht am nächsten Ruhetag der Besuch der nahegelegenen Giganten von Tula an. Nochmal etwas weiter zurück in der Geschichte beeindrucken die 4 Meter hohen Skulpturen auf der kleinen Pyramide. Jetzt fehlen zum Vergleich nur noch die Dritten im Bunde: Die Maya Pyramiden auf der Halbinsel Yucatan. Nach unserem 1,5 wöchigen Aufenthalt in Jilotepec geht es also mit dem Flieger nach Merida auf die Halbinsel in den Dschungel. Die bekannten und überlaufenen Pyramiden von Chichen Itza meiden wir und besuchen stattdessen die ebenso beeindruckenden Pyramiden von Uxmal. Deutlich steiler als die Pyramiden der Azteken ragen sie aus dem Dschungel. Diesmal ist die Höhenluft zwar kein Problem mehr, allerdings die Hitze. Wo sich die zahlreichen schwarzen Leguane wohl fühlen, suchen wir uns immer wieder Schatten.
Naturspektakel und wilde Tiere

Schwarzleguan, immer und überall in Yucatan
Besuch im Dschungelparadies
2 Tage verbringen wir im Dschungel bevor es an die Touristenküste zum Tauchen geht. Wir sind bei unseren Freunden eingeladen, in Shambalante zu bleiben. Ein riesiger privater botanischer Garten mit Zimmern, Villen, Pools und Teichen mitten im Dschungel. Neben den bunten Pflanzen, Palmen und Obstbäumen, deren Existenz mir bis dahin nicht mal bewusst war, finden sich auch wilde Tiere auf dem Gelände. Der „kleine“ Hausaligator Oskar, der in einem der Teiche wohnt, ist neben der Begegnung mit einer Zuneigung suchenden Schlange eines der Highlights. Die Köche verwöhnen uns mit ausschließlich selbst angebautem Gemüsen und Früchten. Ein magischer Ort, der uns verzaubert hat und zu dem wir hoffentlich bald wieder zurückkehren.

Krokodil im Gartenteich
Abtauchen in die Unterwelt der Mayas
Die Halbinsel Yucatan ist auch bekannt für seine Cenoten, Sinklöcher eines riesigen Wasserhöhlensystems. Dieses Naturspektakel wollen wir natürlich nicht auslassen, also besuchen wir auf dem Weg nach Quintana Roo zwei der zahlreichen Cenoten, um darin zu baden. Über kleine Schotterpisten geht es durch den Dschungel zum Höhleneingang. Über ein kleines Loch steigen wir die Holzstufen hinunter und uns erwartet kristallklares Wasser und ein atemberaubendes Ambiente mit Stalaktiten. Etwas unheimlich ist nur, dass irgendwo unter uns die Höhle weiterführt und über endlose Gänge in irgendeine anderen Cenote mündet. Zeit, sich das etwas genauer anzusehen.

Cenote, Eingang zur Unterwelt
Angekommen in Playa statten wir uns mit Tauchequipment aus und unser Tauchguide bringt uns zu einer der nahegelgenen Cenoten. Der Name „Garten Eden“ ist passend, die offene Cenote mit viel Grün herum lädt schon zum Schnorcheln ein. Wir wollen aber tiefer in die Höhle. Bewaffnet mit Sauerstoffflasche und Taschenlampe tauchen wir ab und uns erwartet ein unglaubliches Bild. Das Licht scheint durch die Blätter und taucht das klare Wasser in ein verzauberndes Licht. Eine Lasershow, die ihres gleichen sucht.
Durch die Finsternis
Wir gehen noch tiefer und erreichen die Halocline, die Grenzschicht aus Süß- und Salzwasser. Neben dem Temperaturunterschied ist diese Grenze auch deutlich sichtbar, ein wirres Gefühl. Wir tauchen durch die Finsternis zu weiteren Cenoten. Auch die folgenden Tauchgänge in Nachbar-Cenoten enttäuschen nicht: Neben der Halocline erwartet uns noch tiefer eine weitere Schicht. Magisch schweben wir über dem Schwefelnebel. Ein Schauspiel, das man erleben muss. Auch die Tropfsteinstrukturen unter Wasser sind überwältigend. Kein Wunder, dass die Mayas die Cenoten als heilige Stätten und Öffnungen zur Unterwelt sahen. Den schwarzen Leguanen scheint es rundherum auch gut zu gefallen.

Lasershow beim Tauchen in den Cenoten
Bunt und majestätisch im Meer
Playa del Carmen ist touristisch verseucht. Darum setzen wir auf Cozumel über, wo es etwas ruhiger zugeht. Einsame Sandstrände mit paradiesischem Wasser, besser geht es nicht, oder? Doch geht es, und zwar unter Wasser. Unsere Tauchgänge führen uns hinunter zu den Korallenriffen. Die vielen bunten Korallenfische stören sich nicht an unserer Anwesenheit und posieren in voller Pracht. Wie in einem riesigen Aquarium mit Unmengen an bunten Fischen, die hier erstaunlich groß sind. Den letzte Bullenhai dieser Saison kann ich nur noch im Wegschwimmen sehen. Vielleicht besser so, da er dem Großen Weißen Hai sehr ähnlich ist. Wohler fühlen wir uns in unmittelbarer Nähe eines 3 Meter langen Ammenhais, der nach unserem Fotoshooting langsam hinweg gleitet.

Paradiesstrand auf Cozumel
Auch die Riesenschildkröten stören sich nicht an uns, und während sie genüsslich ihr Seegras verspeisen, haben wir genügend Zeit, auch hier ein intensives Fotoshooting zu machen. Später begegnen wir noch einem etwas größeren Exemplar mit knapp 2 Meter Länge. Gigantisch. Im nächsten Tauchgang zeigt sich dann noch ein Stachelrochen, dessen Hinterteil gefährlich absteht. Nur kurz drauf, einer der Höhepunkte unserer Tauchgänge: Ein riesiger Adlerrochen schwebt majestätisch durchs Wasser mit 2,5 Meter Spannweite und wahrscheinlich 5 Meter Länge ein Respekt einflößender Meeresbewohner. In einiger Entfernung zieht er seine Kreise.

Fotoshooting mit einer Schildkröte
Als wir im Flieger zurück nach München sitzen, sind wir traurig, das Paradies hinter uns zu lassen. Viel mehr sind wir aber glücklich, so viele faszinierende Eindrücke gesammelt zu haben. Wir können uns nicht entscheiden, welches Erlebnis das beste und schönste war. Was aber sicher ist, dass mir jetzt viel mehr Begriffe zu Mexiko einfallen als zuvor. Wobei ich zugeben muss, dass Kaktus, Tequila, VW Käfer und Sombreros sicher nicht abzustreiten sind. Wir wissen aber auch, dass Mexiko so viel mehr ist, und dass wir nur einen kleinen Teil gesehen haben.