
Kletterausrüstung – Was braucht man?
24/08/2016Teil 1: Einsteiger, Hallenklettern bzw. Indoorklettern
Der erste Teil unseres Lehrgangs behandelt das Thema, was man als Einsteiger in den Klettersport an Kletterausrüstung benötigt, um selbstständig in der Kletterhalle klettern zu können. Ich kann euch schon vorab beruhigen – es wird weniger an Kletterausrüstung gebraucht als ihr vielleicht denkt und das Equipment für Einsteiger ist zudem relativ günstig zu bekommen. Alles zusammen müsst ihr in etwa 300€ für eine Einsteigerausrüstung einplanen – wobei ihr bei der Anschaffung des Kletterseils wunderbar zusammenlegen könnt. Schließlich braucht ihr zu zweit nur ein Kletterseil.
Um in den Klettersport einzusteigen braucht man folgende Kletterausrüstung (im Schnelldurchlauf):
- Kletterschuhe
- Klettergurt
- Kletterseil
- Sicherungsgerät inklusive Karabiner
- Chalkbag und Chalk

Foto: adidasoutdoor.com/fiveten-brand
Kletterschuhe leiht man sich bei den ersten Gehversuchen meist noch in der Kletterhalle. Die Kletterschuhe dort sind jedoch meist nicht 100% passend und aufgrund der Hygiene gehen die meisten mit Socken in die Kletterschuhe. Das geht stark auf Kosten der Sensibilität. Eigene Kletterschuhe sitzen besser und können barfuß geklettert werden – das bringt mehr Spaß und Leistung, zudem ist das Ausleihen der Kletterschuhe in der Halle nicht ganz billig. Eine Anschaffung hat sich schnell amortisiert. Zu Beginn braucht man keinen aggressiven High-End Schuh um Spaß am Klettern zu haben. Wir raten sogar kategorisch davor ab einen zu „scharfen“ Schuh zu kaufen. Aufgrund der noch mangelnden Fußtechnik wird dieser schnell verschließen sein, zudem ist er sehr teuer im Vergleich zu einem Einsteigerschuh. Kletterschuhe für Einsteiger liegen zwischen 60 – 90€. Bei den billigsten Modellen muss man noch Abstriche beim Komfort machen, am Ende der Skala bekommt man einen stabilen und komfortablen Kletterschuh, mit dem man lange Spaß haben wird. Unterschied zu den teureren und professionelleren Modellen ist die dickere Gummimischung, i.d.R. keine Vibram Sohle, keine Vorspannung und kein Downturn. Das alles braucht ein Kletteranfänger aber sowieso nicht. Der Kletterschuh wird dadurch auch deutlich unbequemer und der Spaß kann schnell vergehen, wenn die Zehen schmerzen.

Foto: edelrid.de
Klettergurte für Einsteiger kosten 50 – 70€, dabei handelt es sich um Allround Klettergurte. In dieser Kategorie sind die Beinschlaufen des Klettergurtes immer verstellbar. Der Gurt kann dann mit den eigenen Bedürfnissen mitwachsen und später auch beim Klettern am Fels, beim Klettersteiggehen oder am Gletscher verwendet werden. Reine Sportklettergurte haben fixe Beinschlaufen und sind gewichtsminimiert – super für leistungsorientierte Sportkletterer, überflüssig für Einsteiger. Es gibt spezielle Klettergurte für Damen und Kinder, dies macht aufgrund der anderen Anatomie auch Sinn. Der Komfort und die Sicherheit sind deutlich erhöht. Ein dick gepolsterter Klettergurt ist komfortabler, dafür aber weniger atmungsaktiv und etwas starrer. Wir empfehlen schweren Männern ab ca. 80 kg einen gut gepolsterten Klettergurt wie den Ocun Twist Tech oder den Petzl Corax. Leichtgewichte sollten zu einem weniger gepolsterten Modell greifen – unsere Empfehlung hier ist der Ocun Webee oder der Edelrid Jay. Beide Modelle sind auch als Damenvarianten verfügbar (Ocun Webee Lady und Edelrid Jayne).

Foto: petzl.com
Für die Kletterhalle reicht ein einfaches Kletterseil ohne Schnick-Schnack aus. Wir empfehlen 60m Länge – für die meisten Hallen reichen auch 40m Seile. Der große Nachteil ist dann, dass eine Nutzung im Klettergarten problematisch werden kann. In der Natur sind die Klettertouren inzwischen für 60m Kletterseile ausgelegt. Nur wer ganz sicher ist, dass er das Kletterseil nur in der Halle verwenden wird, sollte 50m oder weniger zurückgreifen. Einsteigerseile haben im Gegensatz zu höherwertigeren Modellen keine Imprägnierung. Somit sind sie anfälliger für Schmutzpartikel. Diese arbeiten im Seilmantel und sind für eine schnellere Alterung verantwortlich. Ein etwas teureres Seil ist folgerichtig langlebiger und hat ein besseres Handling. Ob man hier etwas mehr Geld investieren will ist eine sehr individuelle Entscheidung. Von der Sicherheit her spricht nichts gegen ein günstiges Einsteigerseil. Der perfekte Durchmesser für die Halle ist 9,8 – 10,3mm. Diese Seile haben einen sehr hohen Mantelanteil für eine maximale Langlebigkeit, sind aber noch ausreichend geschmeidig im Handling – und jedes marktübliche Sicherungsgerät arbeitet damit. Unsere Empfehlungen sind das Edelrid Boa 9,8 oder das Beal Karma 9,8 im günstigen Bereich oder das Petzl Contact 9,8 oder das Beal Tiger 10,0 im mittelpreisigen Segment – die beiden letztgenannten schon mit Imprägnierung. Preislich liegt man für ein nicht imprägniertes Seil bei 60m Länge um die 100€. Imprägnierte Seile in derselben Länge gibt es ca. ab 130€. Eine obligatorische Anschaffung zusammen mit dem Kletterseil ist ein Seilsack. Dieser ist nicht nur sehr hilfreich beim Transportieren des Seils zur Halle und zum hin- und herziehen des Seiles am Hallenboden. Das Seil liegt damit nie am Boden und wischt den Dreck wie ein Lappen auf – dies würde die Haltbarkeit drastisch verkürzen und die 10-20€ die man beim Seilsack spart, sind gleich wieder verloren.

Foto: petzl.com
Das Angebot an Sicherungseräten ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Wir empfehlen Einsteigern ein halbautomatisches Gerät wie das Climbing Technology Click-Up, das Edelrid Megajul, das Salewa Ergobelay oder das Austrialpin Fish. Von der Funktionsweise sind all diese Sicherungsgeräte ähnlich. Welches Gerät genau das passende für einen ist hängt in erster Linie davon ab, mit welchem Gerät man das Sichern gelernt hat – und schon mit der Technik vertraut ist. Diese halbautomatischen Sicherungsgeräte sind weiterentwickelte Tuber und sehr sicher und komfortabel in der Anwendung. Ein genaues studieren der Anleitung und sorgsames sichern verhindert Unfälle und ist in jedem Fall wichtig. Damit die Sicherungsgeräte einwandfrei arbeiten, sollte man sich diese immer im Set mit dem passenden Karabiner anschaffen – auch wenn bereits ein Karabiner im der persönlichen Kletterausrüstung vorhanden ist. Nur dann kann eine 100%ige Funktion gewährleistet werden.

Foto: ocun.com
Viel mehr als ein Accessoire ist das Chalkbag inklusive Chalk. Viele Anfänger verwenden kein Chalk. Dies führt in der Halle zu speckigen Griffen und weniger Reibung an den Fingern. Das Klettern wird so noch anstrengender als es ohnehin schon ist. Damit eure Haut schön weich und geschmeidig bleibt wascht nach dem Klettern ordentlich die Hände und tragt eine Hautcreme auf. Welches Modell Chalkbag man wählt ist eine Frage des Geschmacks. Fast alle am Markt befindlichen Modelle funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sucht euch den Chalkbag aus, der am besten zu euch passt! Nun muss der Chalkbag nur noch gefüllt werden. Ob ihr Chalk in Pulverform oder im Chalkball bevorzugt müsst ihr selbst ausprobieren. In manchen Hallen ist Chalk in Pulverform nicht gerne gesehen – hier müsst ihr auf Chalkballs ausweichen. Auch die Chalks der verschiedenen Hersteller sind total unterschiedlich – das eine feiner, das andere grobkörniger. Welches am Ende euer Lieblingschalk wird müsst ihr ausprobieren. Testet euch einfach durch das Angebot!
Diese Ausrüstungsgegenstände reichen für den Anfang vollkommen aus. Ihr könnt nun in die spannende Welt des Kletterns starten und seit gut ausgerüstet. Wenn ihr Erfahrungen in der Kletterhalle gesammelt habt und später auch an den natürlichen Felsen wollt, braucht ihr noch ein wenig mehr Kletterausrüstung. Was das genau ist, stellen wir euch im nächsten Teil unseres Lehrgangs vor…