Sicherungsgeräte zum Klettern – Testbericht und Vergleich

Sicherungsgeräte zum Klettern – Testbericht und Vergleich

16/05/2020 Aus Von Martin Wagner

Grigri, Click up, Jul, Smart und viele mehr: Die Auswahl an Sicherungsgeräten zum Klettern ist
vielfältig und man verliert schnell den Überblick. Grundsätzlich kann man aber zwischen drei
Hauptkategorien unterscheiden: Die dynamischen Sicherungsgeräte inkl. Tuber, die Autotuber und
die Halbautomaten. Als Sonderkategorie kann man noch das Edelrid Ohm als Vorschaltwiderstand
aufnehmen, welches aber kein autarkes Sicherungsgerät ist, sondern nur einen hohen
Gewichtsunterschied zwischen den Kletterpartnern ausgleichen soll.

Innerhalb dieser Kategorien unterscheiden sich die Sicherungsgeräte nur mehr in Details, die
Vorteile für die jeweilige Anwendung bieten können und sich im Handlingskomfort etwas
unterscheiden. Hierbei sei die Eignung auch zum Alpinklettern oder die Verwendung von mehr oder
weniger dicken Seilen erwähnt. Grundsätzlich sind (fast) alle Sicherungsgeräte zum Sportklettern in
der Halle und im Freien geeignet. Sicher sind am Ende alle, solange man das Sicherungsgerät richtig
bedient und ausreichend Übung hat. Wichtig ist aber bei allen Sicherungsgeräten, dass die
Bremshand IMMER am Bremsseil bleiben muss, um sicher zu sichern. Da machen auch die
Halbautomaten keine Ausnahmen.

Bei der Auswahl des richtigen Sicherungsgeräts achtet man am besten auf die optimale Seildicke
passend zum Sicherungsgerät (Achtung, Seile werden mit der Zeit dicker). Wer im alpinen Gelände
unterwegs ist, greift auf die Sicherungsgeräte zurück, die für Doppel- und Zwillingsseile geeignet
sind, sowie die Voraussetzungen zum Guidemodus beim Nachsichern in Mehrseillängen bieten.

© PETZL / LAFOUCHE

Dynamische Sicherungsgeräte inklusive Tuber:

Die Tuber sind wohl die mittlerweile bekanntesten Vertreter dieser Kategorie. Neben den Tubern
zählen aber auch der klassische Achter und HMS Karabiner (Halbmastwurf) dazu, welche allerdings zum
größten Teil außer Mode gekommen sind.

Wirkungsprinzip:
Das Sicherungsprinzip bei dynamischen Sicherungsgeräten ist, dass durch Umschlingung des Seils um
das Sicherungsgeräts, bzw. des Seils im Knoten beim HMS, die Bremskraft verstärkt wird. Das heißt,
dass die Hand am Bremsseil weniger Kraft aufbringen muss, als wenn das Seil ohne
Sicherungsgerät gegriffen werden würde. Eine vollständige Blockierung des Seils bleibt aber aus,
wodurch dynamisches Sichern allein durch das Sicherungsmittel möglich wird. Beim Sturz des
Kletterers kann also noch etwas Seil nachgegeben werden, sodass der Sturz weniger hart wird. Im
Vergleich zu den Autotubern und Halbautomaten ist aber deutlich mehr Handkraft am Bremsseil
gefragt.

Sicherungsgeräte dieser Kategorie:

  • HMS Karabiner verschiedener Hersteller in Verbindung mit dem HMS Knoten im Seil als simpelste
    Sicherungsmethode.
  • Abseilachter in verschiedenen Ausführungen von verschiedenen Herstellern.

(HMS und Achter können natürlich auch mit zwei Seilssträngen verwendet werden.)

  • Das Grivel Mono Tube als einer der wenigen Tube Vertreter ausschließlich für Einfachseile.
  • Black Diamond ATC XP, LACD Tube Evo, Ocun Ferry und Petzl Reverso: neben der Verwendung beim
    Sportklettern in Halle oder am Fels mit Einfachseilen kann mit diesen Sicherungsgeräte auch im
    Doppelstrang für alpine Unternehmungen gesichert werden. Außerdem verfügen diese Geräte über
    die Möglichkeit, im Guidemodus bei Mehrseillängen nachzusichern.

© www.climbingtechnology.com

Autotuber:

Autotuber werden auch häufig als halbautomatische Sicherungsgeräte bezeichnet. Allerdings ist das
Wirkungsprinzip etwas anders. Die Autotuber sind den „dynamischen“ Tubern in der Bedienung
recht ähnlich. Entscheidender Unterschied ist aber der Blockiermechanismus der Autotuber.

Wirkungsprinzip:
Das Seil wird ähnlich wie beim dynamischen Tuber eingelegt und umschlingt innerhalb des
Sicherungsgerätes auch den Karabiner. Im Fall eines Sturzes oder beim „Zumachen“ entsteht die
Bremskraft aber nicht allein durch die Umschlingung, sondern das Seil wird zwischen Karabiner und
Sicherungsgerät eingeklemmt. Dadurch entsteht eine starke Bremswirkung und hohe Entlastung des
Bremsseils. Je nach Seil und Sicherungsgerät ist sogar eine komplette Entlastung des Bremsseils
möglich. Zwar ist dynamisches Sichern etwas schwieriger, da das Seil im blockierten Zustand meist
kaum oder gar nicht nachgibt, allerdings ist der Kraftaufwand der Bremshand deutlich geringer als
bei dynamischen Sicherungsgeräten.

Zum dynamischen Sichern muss man oft „Mitgehen“, also im Sturzfall auf die Wand zugehen oder sogar mitspringen. Durch Verdrehen des Sicherungsgerätes kann die Klemmwirkung reduziert und aufgehoben werden, wodurch ein dosiertes Ablassen oder Seilausgeben beim Weiterklettern möglich wird.

Da die Handhabung der Autotuber sehr ähnlich der „dynamischen“ Tuber ist, ist ein Umstieg meist recht mühelos und unkompliziert möglich. Wie auch bei den „dynamischen“ Tubern ist die Handhaltung der Bremshand wichtig, damit das
Sicherungsgerät richtig funktioniert.

Bei der Auswahl des richtigen Autotubers ist neben der feinen Details und des richtigen Seildurchmessers auch wichtig, den richtigen Karabiner zu verwenden. Die meisten Autotuber funktionieren nur mit dem originalen und passenden Karabiner, da sonst die Blockierwirkung nicht gegeben ist.

Sicherungsgeräte dieser Kategorie:

Halbautomaten:

Anders als die Autotuber zählen zu dieser Kategorie die Sicherungsgeräte, welche die Brems- und
Klemmwirkung bereits durch eine Mechanik im Sicherungsgerät erzielen. Die Geräte sind etwas
komplexer aufgebaut als Autotuber und verlangen eine etwas andere Bedienung, bieten aber auch
ein hohes Maß an Komfort.

Wirkungsprinzip:
Durch eine im Sicherungsgerät eingebaute Mechanik, mittels Feder oder Fliehkraftbremse, wird das
Seil bei Belastung automatisch blockiert, indem es verklemmt wird. Dabei wird das Bremsseil
vollkommen entlastet und man benötigt keinerlei Handkraft am Bremsseil, um den Kletterer zu
halten. Dies macht speziell das Sichern beim Ausbouldern einer Route, bei der der Kletterer viel im
Seil sitzt, sehr komfortabel. Obwohl die volle Last der meisten Stürze oder im Seil sitzenden Kletterer
alleine durch das Sicherungsgerät gehalten wird, ist die Hand am Sicherungsseil jederzeit Pflicht.

Durch den halbautomatischen Blockiermechanismus kommen solche Sicherungsgeräte auch bei
Selbstsicherungen, wie zum Beispiel dem Einrichten neuer Kletterrouten zum Einsatz. Man kann
beide Hände vom Seil nehmen und frei arbeiten. Trotzdem ist eine Hintersicherung durch einen
Knoten unterhalb des Sicherungsgerätes zwingend erforderlich, da sich die Blockierung unter
gewissen Umständen auch lösen kann.

Spezielles Handling der Halbautomaten macht das Sichern sehr komfortabel. Allerdings ist der
Umstieg oder das Erlernen des Handlings etwas aufwändiger. Wenn man das Sicherungsgerät noch
nicht beherrscht, passiert es manchmal, dass das Seil auch beim schnellen Seilausgeben blockiert.
Wer den Dreh einmal heraus hat, erfreut sich aber über den hohen Komfort dieser Geräte. Wie auch
bei anderen Sicherungsgeräten ist bei Halbautomaten ein gewisses Fehlerpotential gegeben. Der
trügerische Schein des immer automatischen Blockierens kann zum schwerwiegenden Verhängnis
werden. Andererseits ist die Bremshandposition bei diesen Sicherungsgeräten nicht so
ausschlaggebend und die Bremswirkung erfolgt trotzdem. Zudem sind einige Halbautomaten mit
einer „Panikfunktion“ ausgestattet, die verhindert, dass beim Ablassen die Bremswirkung völlig
aufgehoben wird. Richtig bedient bietet ein Halbautomat neben dem Komfort also auch eine sehr
hohe Sicherheit.

Dynamisches Sichern ist wie auch mit Autotubern begrenzt möglich. Zwar lassen einige
Sicherungsgeräte einen gewissen Schlupf zu, allerdings ist dynamisches Sichern durch „Mitgehen“
ratsam.

Sicherungsgeräte dieser Kategorie:

  • Ausschließlich für die Verwendung mit Einfachseilen im Einzelstrang beim Sportklettern sind Petzl
    Grigri, Beal Birdie und Mad Rock Life Guard.
  • Zudem mit einer Panikfunktion ausgestattet sind Petzl Grigri+, Edelrid Eddy, Skylotec Lory, Camp Matik sowie das Wild Country Revo.

Alle Halbautomaten sind karabinerunabhängig einsetzbar. Die Funktion ist also mit nahezu jedem
Verschlusskarabiner gegeben.

Für alpine Vorhaben im Doppelstrang sind derzeit keine Halbautomaten auf dem Markt.