
Tipps zur Mont Blanc Besteigung
05/10/2020Die Besteigung des Mont Blanc gehört für die meisten Bergsteiger zu Recht zum Pflichtprogramm Ihrer Bergsteigerkarriere. Wir möchten dir wertvolle Tipps für die Besteigung des Mont Blanc geben, damit deine Tour zum Erfolg wird.
Als höchster Berg der Alpen und von quasi jedem Berg in den Westalpen sichtbar übt er eine große Anziehung aus. Zudem kennt auch jeder Nicht-Bergsteiger den Mont Blanc – einen vergleichbaren Nimbus hat in den Alpen nur noch das Matterhorn.

Der Gipfelaufbau des Mont Blanc mit dem Normalweg
Der Normalweg über das Refuge du Goûter gilt als vermeintlich einfache Tour. Die technischen Schwierigkeiten sind zwar in der Tat nicht sehr hoch. In nackten Zahlen ausgedrückt bedeutet das PD bzw. WS mit Kletterstellen im 2ten Grad und Firnhänge bis 35 Grad.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Hochtouren ist zum einen die große Höhe, zum anderen die Kälte und der Wind an dem exponierten Berg. Somit stellt der Mont Blanc erhöhte Anforderungen an die Vorbereitung, Taktik und Ausrüstung und darf nicht wie eine klassische Hochtour auf einen niedrigen 4000er angegangen werden, sondern wie eine kleine Expedition.
Im Folgenden geben wir dir wertvolle Tipps zur Mont Blanc Besteigung über den Normalweg:

Der Bossesgrat am Mont Blanc
Tipps zur Strategie und Zeitplanung
Offiziell möglich sind 3 verschiedene Strategien für die Besteigung des Mont Blancs, da es seit einigen Jahren vorgeschrieben ist eine Reservierung für das Refuge du Goûter vorzuweisen. Dies wird kurz vorm Erreichen des Refuge de Tête Rousse auch polizeilich kontrolliert.
Welche Variante die richtige für dich ist, ist zum einem abhängig von deiner Fitness und Akklimatisierung zum anderen vom Wetter- bzw. Zeitfenster das dir für eine Besteigung des Mont Blanc bleibt.
Variante 1:
Mit einem der ersten Züge zum Nid d`Aigle und von dort in einem Tag direkt zum Refuge du Goûter. Dort Übernachtung. Start gegen 3:00 in der Früh zum Mont Blanc Gipfel, der dann zwischen 6:00 und 9:00 Uhr erreicht wird. Abstieg in einem Zug zum Nid d`Aigle und mit der Bahn zwischen Mittag und Nachmittag zurück ins Tal. Zeitbedarf: 2 Tage
Vorteil dieser Variante ist der Zeitbedarf von nur 1,5 Tagen für die Besteigung. Somit reicht auch ein kleines Schönwetterfenster für eine Besteigung. Voraussetzung ist eine gute Akklimatisierung im Vorfeld.
Nachteile sind die späte Querung des Grand Couloir und dadurch ein erhöhtes Steinschlagrisiko sowie der lange Abstieg vom Gipfel bis zum Nid d`Aigle von 2700hm (inkl. Gegenansteige) laut unseres Tracking mit der Suunto 9 Baro. Zudem eine kurze Nacht mit Aufstehen um 2:00 Uhr in der Nacht.

Nach Querung des Grand Couloir im Zustieg zum Refuge de Gouter
Variante 2:
Gemütlich mit der Tramway du Mont Blanc zum Nid d`Aigle und weiter zum Refuge de Tête Rousse. Dort Übernachtung und Start gegen 6:00 Uhr zum Refuge du Goûter. Weiter zur Besteigung des Mont Blanc der gegen Mittag erreicht wird. Abstieg zum Refuge du Goûter und Übernachtung. Frühmorgens Abstieg zum Nid d`Aigle. Zeitbedarf: 3 Tage
Vorteil dieser Variante ist zum einen die größere objektive Sicherheit beim Queren des steinschlaggefährdeten Grand Couloirs, da dieses beide male in den Morgenstunden gequert wird wo der Frost die losen Steine zusammenhält und auch keine Bergsteiger in der Gegenrichtung unterwegs sind. Zum anderen ist diese Variante weniger anstrengend, da man nicht so lange auf den Füßen ist und zu angenehmeren Uhrzeiten aufstehen kann wie bei Variante 1.
Der größte Nachteil ist der Fakt, dass das Wetter am Vormittag oft schlechter wird – und sei es nur dass Wolken aufziehen und einem die spektakuläre Aussicht rauben. Ein weiterer Nachteil ist, dass einem viele im Abstieg befindliche Bergsteiger entgegenkommen – und das auch bei den exponierten Passagen.

Refuge de Goûter
Variante 3:
Ist ähnlich wie Variante 2 mit dem Unterschied, dass vom Refuge de Tête Rousse nur bis zum Refuge du Goûter aufgestiegen wird und der Gipfel erst am Folgetag bestiegen wird. Zeitbedarf: 4 Tage
Diese Variante vereint die Vorteile der ersten beiden Varianten: Minimale objektive Gefahren, beste Akklimatisierung, kein Gegenverkehr anderer Bergsteiger und kleine Etappen.
Nachteil ist, man benötig 4 Tage gutes Wetter und 3 Hüttenreservierungen. Die Hüttenplätze sind stark limitiert und heiß begehrt und somit in Windeseile ausgebucht. Man braucht daher Glück und muss zum frühest möglichen Datum reservieren. Zudem ist der ganz Spaß nicht billig. Eine Übernachtung schlägt mit über 100€ zu Buche.

Sonnenaufgang kurz vor dem Mont Blanc Gipfel
Tipps zur Akklimatisierung
Eine gute Anpassung an die Höhe ist der wichtigste Grundstein, damit eine Besteigung des Mont Blanc zu einem unvergesslichen Erlebnis wird und nicht zur Tortur. Reicht es als trainierter Bergsteiger bei den meisten anderen 4000ern aus, eine Akklimatisierungstour auf einen 3000er zu machen und dann in der Nacht zuvor auf der Hütte zu nächtigen ist das für die Besteigung des Mont Blanc nicht ausreichend.
Am besten bereitet man sich für eine Besteigung im Rahmen einer langen Hochtourenwoche Stück für Stück auf die bevorstehenden 4810m des Mont Blanc vor. Ideal ist es, erst einen 3000er zu besteigen – wenn es die Zeitplanung nicht anders zulässt auch als Tagestour. Dann weiter zu einem niedrigen 4000er mit Hüttenübernachtung.
Nach 1-2 Tagen Regeneration geht es dann nach Chamonix und von dort hoch zum Dom de Goûter auf 3835m. Durch die gute Akklimatisierung im Vorfeld wird man auf der hoch gelegenen Hütte in der Regel nicht mit Höhenproblemen wie Kopfweh, einem nervösen Magen und Schlaflosigkeit zu kämpfen haben und kann nach ein paar hoffentlich erholsamen Stunden Schlaf entspannt über den „Königsweg (Voie Royale)“ auf das Dach der Alpen steigen.

Die letzten 100 hm zum Mont Blanc Gipfel kurz vor Sonnenaufgang
Tipps zur Ausrüstung
Am Mont Blanc ist es das ganze Jahr über kalt und windig. Gerade der starke Wind sorgt auch bei vermeintlich zahmen Temperaturen aufgrund des Windchillfaktors für bitterkalte Temperaturen.
Ein normaler Hochsommertag am Mont Blanc mit 0 Grad Celsius auf Hüttenhöhe und -5 Grad Celsius auf Gipfelhöhe fühlen sich bei normalen Windgeschwindigkeiten mit 30km/h starken Böen an wie -6,5 Grad Celsius auf Hüttenhöhe bzw. -13 Grad Celsius auf Gipfelhöhe.
Eine nützliche Webseite für die aktuellen Temperaturen inklusive Windstärke und Windchillfaktor findet ihr hier:
https://www.mountain-forecast.com/peaks/Mont-Blanc/forecasts/4807

Endlich am Ziel – der Mont Blanc Gipfel bei frostigen Temperaturen Frühs um 6 Uhr
Neben der obligatorischen Ausrüstung für Gletschertouren wie Eispickel, Steigeisen, Seil, Ausrüstung zur Spaltenbergung und einer Eisschraube kommt einiges an warmer Bekleidung hinzu. Für den Mont Blanc packt man wie für eine Winterbesteigung eines 3000-4000m hohen Berges. Warme und winddichte Handschuhe, Mütze sowie geeignete Bergschuhe sind die wichtigsten Komponenten. Für eine Mont Blanc Besteigung haben sich klassische Westalpenstiefel aus Leder wie der La Sportiva Nepal am besten bewährt. Eine Kategorie leichtere Bergschuhe sind in Verbindung mit dicken Socken auch noch in Ordnung. Was einem jedoch bewusst sein sollte: Sobald kein Gefühl mehr in den Fingern oder Zehen ist heißt es sofort umdrehen. Auch leichte Erfrierungen sind sehr unangenehm und schränken den Alltag über Jahre ein.
Für die restliche Bekleidung hat sich das Zwiebelprinzip bewährt. Angefangen mit einer 3-lagigen Hardshelljacke und einer Hardshell Überhose. Am Oberkörper geht es weiter mit einer isolierenden Schicht aus Daunenjacke oder Kunstfaserjacke in Winterstärke (ab ca. 250g Daunenfüllung), ein Midlayer und warme Funktionsunterwäsche, am besten aus Merinowolle. Wenn ihr eine dünne Sommerdaunenjacke im Gepäck habt empfehle ich euch noch eine weitere Schicht im Gepäck zu haben wie eine Softshelljacke.
Für die Beine hat sich eine lange Merinounterwäsche, darüber eine winddichte Hochtourenhose aus Softshellmaterialien in Kombination mit einer Hardshellüberhose bewährt.
Wenn ihr mit dem Zwiebelprinzip unterwegs seit habt ihr auch für den Hüttenzustieg immer die richtige Bekleidung im Rucksack und könnt diese beliebig kombinieren.

Wolken ziehen auf beim Abstieg vom Mont Blanc
Harte Fakten
Parkplatz:
Bahnhof der Tramway du Mont Blanc in „La Fayet“, „Les Bains“ oder „Saint-Gervais Ville“
Ausgangspunkt:
Endstation „Nid d`Aigle“ der Tramway du Mont Blanc auf 2372m
Hütten:
3.167 m, Aufstieg ca. 2 h, 800 hm
3.835 m, Aufstieg ca. 4-5 h, 1.500 hm
Reservierung für eine Besteigung des Mont Blanc zwingend erforderlich – die Polizei kontrolliert kurz vor dem Refuge de Tête Rousse.
Regeln für die Besteigung:
Bild Schild
Gehzeiten Mont Blanc Besteigung Aufstieg:
- Nid d’Aigle – Refuge de Tête Rousse: 1,5 – 2 h
- Refuge de Tête Rousse – Refuge du Goûter: 2-3 h
- Refuge du Goûter – Mont Blanc Gipfel: 4-5 h
Gehzeiten Mont Blanc Besteigung Abstieg:
- Mont Blanc Gipfel – Refuge du Goûter : 2-3 h
- Refuge du Goûter – Refuge de Tête Rousse: 2-3 h
- Refuge de Tête Rousse – Nid d’Aigle: 1 – 2 h
Schwierigkeiten:
- PD bzw. WS – mehr Infos zu Hochtouren Bewertung findet ihr hier – KLICK
- Kletterstellen im 2ten Grad: im Zustieg vom Refuge de Tête Rousse zum Refuge du Goûter
- Firnhänge bzw. Firngrate bis 35 Grad Steilheit mit kurzen ausgesetzten Stellen am Bossesgrat
- 2700 hm inkl. diverser Gegenanstiege
- 18 km Strecke gesamt
GPS Track und Höhendiagramm:
Tourenbeschreibungen:
https://www.hikr.org/tour/post56279.html
https://www.alpin.de/touren/reportagen/3880/artikel_hochtour__mont_blanc.html
Webcam:
https://www.chamonix.com/webcam-aiguille-du-midi-mont-blanc,48-5051363,de.html
Material:
Komplette Gletscherausrüstung (Seil, Seilklemme, Seilrolle, 3 x Karabiner, Eisschraube, Prusikschnüre, Eispickel, Steigeisen), Stöcke, Helm, dicke Handschuhe, Daunenjacke, Hardshelljacke, Hardshellhose, dicke Socken, lange Unterwäsche, Balaclvava oder Buff, Skibrille, Sonnenbrille, Stirnlampe, Bergschuhe mindestens Kat. C